Der Auftrag ist erledigt, doch die Rechnungssumme steht noch offen? Bei fortlaufenden Rechnungen sind Forderungsausfälle nicht selten. Dies kann nicht nur ein Risiko für die Existenz des Unternehmens sein, sondern auch Debitoren können Probleme bekommen, und zwar mit dem Inkasso. Factoring-Gesellschaften bieten mit dem Factoring einen Ausweg.
Was ist Factoring?
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen gegen seine Kunden fortlaufend an eine „Factoring-Gesellschaft“. Der Dienstleister übernimmt das Ausfallrisiko sowie Ihre Buchhaltung, das Mahnwesen und die Verwaltung der Forderungen. Der Factor bzw. das Factoring Unternehmen muss sich der Bankenaufsicht unterwerfen. Daher sind die meisten der Factoring-Gesellschaften von Kreditinstituten gegründet worden.
Durch den Verkauf offenerer Forderungen an Dritte, steigert es die Liquidität eines Unternehmens.
Welche Funktionen bietet Ihnen das Factoring?
1. Dienstleistung / Abwicklung
Die Factoring-Gesellschaft übernimmt Ihre Buchhaltung inkl. des Mahnwesens für die angekauften Forderungen. Dafür werden Gebühren zwischen 0,5 und 4 % des Umsatzes berechnet. Die zu entrichtenden Gebühren bringen Ihnen auf der anderen Seite aber auch diverse Vorteile. Denn das Factoring bedeutet für Sie als Exporteur weniger Bürokratieaufwand. Sie müssen keine Mitarbeiter für die Buchhaltung, die Überwachung der Zahlungseingänge und das Mahnwesen einplanen.
2. Finanzierungsfunktion
Ihnen wird vor Fälligkeit der Forderung Liquidität zur Verfügung gestellt. Sie erhalten bis zu 90 % der Forderungssumme. Kosten fallen ungefähr in Höhe der marktüblichen Zinsen an.
3. Delkredere-Funktion
Das Ausfallrisiko der Forderung wird von der Factoring-Gesellschaft übernommen. Manchmal wird die Delkredere-Funktion nicht in Anspruch genommen, dann spricht man vom „unechten“ Factoring.
Was wird unter dem unechten Factoring verstanden?
Ein unechtes Factoring erlaubt dem Factor die Rückabwicklung des Forderungsverkaufs, wenn der Debitor nicht bezahlt oder ausfällt. Hier wird nicht das volle Ausfallschutz beim Forderungsausfall übernommen.
Wie läuft ein Forderungsverkauf durch Factoring ab?
Beim Factoring gibt es neben dem Exporteur und dem Importeur noch die Factoring-Gesellschaft, dem Factor. Den grundlegenden Ablauf haben wir für Sie am Beispiel einer Forderung skizziert.
Beim Factoring können Sie zwischen dem „stillen“ und dem „offenen“ Factoring unterscheiden.

- Schließen Sie einen Rahmenvertrag mit einer Factoring-Gesellschaft ab. Diese wird im Vorfeld Ihre Bonität und die Ihrer Debitoren prüfen. Es werden Kreditlimits festgelegt, bis zu denen Forderungsankäufe vorgenommen werden können. In den meisten Fällen wird der Debitor (Importeur) darüber informiert, dass Ihre Forderung an eine Factoring-Gesellschaft verkauft wird (offenes Factoring). Wird Ihr Debitor davon nicht informiert spricht man vom „stillen Factoring“.
- Sie haben eine Forderung gegenüber Ihrem Kunden, die Sie an die Factoring-Gesellschaft verkaufen möchten.
- Sie übermitteln die Rechnungsdaten zu diesem Vorgang an den Abnehmer und verkaufen damit die Forderung.
- Sie, als Anschlusskunde erhalten dann ca. 80 bis 90 % der Forderungssumme. Die verbleibenden 10 bis 20 % verbleiben auf einem Sperrkonto – als Ihr Selbstbehalt bei Insolvenz Ihres Kunden. Bei Zahlung durch Ihren Debitoren wird der Selbstbehalt an Sie zurück gebucht. Gleichzeitig ist die Factoring-Gesellschaft nun der Gläubiger Ihres Kunden.
- Beim „offenen“ Factoring leistet der Schuldner (Importeur) die 5. Zahlung direkt an die Factoring-Gesellschaft. Beim „stillen“ Factoring überweist der Schuldner (Importeur) erst an Sie und Sie leiten die Zahlung weiter an die Factoring-Gesellschaft. Das „stille“ Factoring kann angewendet werden, wenn Ihr Kunde nicht von dem Forderungsverkauf erfahren soll. In manchen AGB wird der Verkauf von Forderungen ausgeschlossen – überprüfen Sie daher vorab die Vereinbarungen mit Ihrem Kunden.
Was sind die Vorteile vom Factoring?
Das Factoring bietet Ihnen als Exporteur viele Vorteile. Unter anderem sprechen dafür:
- Sie müssen keine Bonitätsprüfung Ihrer Kunden durchführen.
- Ihr Forderungsmanagement wird entlastet.
- Ihr Sicherungseinbehalt wird nach Eingang der Forderung an Sie zurücküberwiesen.
- Sie haben eine gute Liquidität.
- Eigenkapitalquote verbessert sich dadurch automatisch – und damit auch die Bedingungen für die Kreditaufnahme.
- IIhre Bilanz wird verbessert.
Was sind die Nachteile vom Factoring?
- Neben den Zinsen fallen Factoring- und Delkredereprovisionen an.
- Beim offenen Factoring ist außerdem ein Reputationsverlust zu befürchten, wenn Ihre Kunden vom Forderungsverkauf erfahren.
- Durch den Abschluss eines Rahmenvertrags sind Sie an die Factoring-Gesellschaft längerfristig gebunden.
- Forderungen können nur gesammelt verkauft werden – die Auswahl einzelner Forderungen ist nicht möglich.
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