Exportfinanzierung: So finanzieren Sie Ihre Exportgeschäfte

Exportfinanzierung: So finanzieren Sie Ihre Exportgeschäfte

Bei Geschäften, die Sie in ausländischen Märkten tätigen, spielt die Finanzierung Ihres Exportgeschäftes eine wichtige Rolle. Die Finanzierung ist eng mit der Absicherung Ihrer Risiken im Auslandsgeschäft verbunden. Zum einen muss Ihre Forderung abgesichert, zum anderen muss der Zeitraum bis zum Erhalt der Forderung überbrückt werden. Oft sind vor Herstellung des Produktes oder bei anstehenden Großprojekten schon vorab Investitionen des Exporteurs notwendig (wie z.B. der Einkauf von Vorprodukten). Doch welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für den Export?

    Was versteht man unter Exportfinanzierung?

    Unter dem Begriff Exportfinanzierung versteht man alle Maßnahmen zur Finanzierung von Exportgeschäften. Demnach umschließt die Exportfinanzierung nicht nur die Transportkosten, sondern auch die Kosten für die Produktion beziehungsweise den Einkauf für die Herstellung der Waren, die exportiert werden sollen. Weitere Kosten, die von der Exportfinanzierung abgedeckt werden müssen, stellen die Lagerungskosten sowie die Aufwendungen für die Risikominimierung beispielsweise durch den Abschluss von Versicherungen dar.

    Welche Arten der Exportfinanzierungen gibt es?

    Grundsätzlich unterscheidet man bei der Exportfinanzierung zwischen der kurzfristigen und der mittel- und langfristigen Exportfinanzierung.

    Kurzfristige ExportfinanzierungMittel- bis langfristige Exportfinanzierung
    das Akkreditivder Bestellerkredit
    das Dokumenteninkassoder Lieferantenkredit
    der Kontokorrentkreditdie Forfaitierung
    das Exportfactoringdas Exportleasing

    Gerade bei mittel- und langfristigen Exportgeschäften ist die Absicherung besonders wichtig. Oft werden die Exportfinanzierungen daher in Verbindung mit einer Kreditversicherung abgeschlossen.

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    Was ist das Akkreditiv?

    Das Akkreditiv gehört zu den dokumentären Zahlungsbedingungen. Es ist das Zahlungsversprechen einer Bank (in der Regel der Bank des Importeurs), Ihnen als Exporteur gegen Vorlage bestimmter Dokumente und bei Erfüllung vorgegebener Bedingungen den Rechnungspreis zu zahlen. Der Kunde beauftragt seine Bank, sich gegenüber einem Dritten (also Ihnen als Exporteur) zur Begleichung des Warenpreises gegen fristgerechte Vorlage der vom Importeur verlangten Dokumente zu verpflichten.

    Wann eignet sich das Akkreditiv als Exportfinanzierung?

    Für ein Akkreditiv könnten unter anderem diese Voraussetzungen sprechen:

    • Bei der Abwicklung mit dem Empfängerland sind Akkreditive üblich.
    • Die Lieferung ist ein Erstgeschäft – der Kunde ist Ihnen bisher noch nicht bekannt.
    • Der Warenwert ist hoch.
    • Sie sollen für Ihren Kunden eine Einzel- oder Sonderanfertigung herstellen. Ein Weiterverkauf an andere Kunden wäre nicht oder nur schwierig möglich.
    • Sie möchten das Risiko möglichst gering halten.
    • Sie können die Kosten für die Abwicklung in Ihrer Auftragskalkulation berücksichtigen (Kosten im Durchschnitt ca. 3 % des Auftragswertes, zuzüglich der Bestätigungsgebühren und der Kosten für eventuelle Änderungen).
    • Sie haben Erfahrung in der Abwicklung von Akkreditiven oder eine Bank bzw. einen Dienstleister, der Sie bei der Durchführung des Akkreditivauftrags unterstützen kann.

    Was wird unter dem Dokumenteninkasso verstanden?

    Auch das Inkasso gehört zu den dokumentären Zahlungsbedingungen. Das bedeutet, dass neben Ihnen und Ihrem Kunden noch Ihre Banken in den Zahlungsvorgang eingegliedert sind. Beim Dokumenteninkasso geben Sie als Exporteur einen Auftrag an die Bank, dem Importeur gegen Zahlung oder Akzeptierung eines Wechsels Exportdokumente zu übergeben, die den Inhaber berechtigen, die gelieferte Ware in Besitz zu nehmen.

    Die Ware wird nur ausgehändigt, wenn der Importeur zahlt – per Akzept oder sofort. Also bevor Ihr Kunde die Ware in Empfang nehmen oder sie prüfen kann. Nimmt der Importeur die Dokumente nicht an, behalten Sie als Exporteur die Verfügungsgewalt über die Ware.

    Wann eignet sich das Inkasso als Exportfinanzierung?

    Beim Dokumenteninkasso haben Sie als Exporteur das Risiko, dass der Importeur die Dokumente nicht oder aber verspätet aufnimmt. Das kann für Sie unter Umständen erhöhte Kosten bedeuten (z.B. für Lagerung oder eventuellen Rücktransport).

    Daher sollten Sie das Inkasso nur in folgenden Fällen wählen:

    • Sie kennen den Kunden bereits aus vorherigen Geschäftsbeziehungen. Das Verhältnis ist vertrauensvoll.
    • Sie schätzen den Kunden als „zahlungswillig“ ein.
    • Sie haben Dokumente, die der Kunde unbedingt zur Auslösung seiner Ware benötigt (Konnossement). Haben Sie keine solche Dokumente, erhöht dies das Risiko. Der Anreiz für den Kunden zur Zahlung beim Zug-um-Zug-Geschäft wäre nur gering, da er die Ware ja auch so erhalten könnte.
    • Es gibt zurzeit keine wirtschaftlichen oder politischen Unruhen im Empfängerland.
    • Sie haben die Bank des Importeurs durch Ihre Hausbank prüfen lassen.
    • Sie versenden keine verderbliche Ware – dabei wäre das Risiko der Nichtannahme oder aber der verspäteten Annahme zu groß.
    • Es handelt sich nicht um eine Einzel- oder Sonderanfertigung.
    • Die Rechnungssumme ist nicht so hoch, dass sich die Abwicklung per Akkreditiv rentieren würde.

    Was ist ein Kontokorrentkredit?

    Ihnen als Exporteur kann von Ihrer Hausbank ein Kontokorrentkredit in einer vorab festgelegten Höhe für einen vereinbarten Zeitraum gewährt werden. Sie können diesen dann je nach Finanzbedarf abrufen. Erhalten Sie von Ihrem Kunden den Zahlungseingang für die gelieferten Waren, können Sie den Kredit zurückzahlen. Je nach Liquiditätssituation Ihres Unternehmens kann Ihre Hausbank dafür Sicherheiten verlangen.

    Was sind die Vor- und Nachteile vom Kontokorrentkredit?

    Die Einräumung eines Kontokorrentkredits durch Ihre Bank ermöglicht Ihnen, finanziell sehr flexibel zu sein. Sie können eventuelle Liquiditätsengpässe überbrücken. Dafür wird die Bank sich natürlich bezahlen lassen.

    Dabei sind wir bei einem Nachteil – die Kosten für den Kontokorrentkredit sind relativ hoch. Als Exporteur tragen Sie weiterhin das Risiko des Zahlungsausfalls Ihrer Kundenaufträge. Auch die anderen Risiken wie z.B. das politische Risiko oder eventuelle Währungsrisiken verbleiben weiterhin bei Ihnen.

    Der Kontokorrentkredit ist also eine Lösung für kurzfristige Liquiditätsengpässe, aber keine Absicherung Ihrer Forderungen gegenüber Ihren Kunden.

    Was versteht man unter Exportfactoring?

    Das Exportfactoring bietet eine weitere Liquiditätsquelle. Sie verkaufen Ihre kurzfristigen Forderungen an eine Factoringgesellschaft.

    Demnach birgt das Factoring eine wichtige Finanzierungsfunktion. Denn schon bevor Ihre eigentliche Forderung fällig wird, wird Ihnen Liquidität zur Verfügung gestellt. In der Regel handelt es sich dabei um ca. 90 % der Forderungssumme. Dafür können Sie Kosten in Höhe der marktüblichen Zinsen kalkulieren

    Das sind die Vor- und Nachteile vom Exportfactoring

    Das Factoring bietet Ihnen als Exporteur viele Vorteile. Unter anderem sprechen folgende Gründe dafür:

    • Sie müssen keine Bonitätsprüfung Ihrer Kunden durchführen.
    • Ihr Forderungsmanagement wird entlastet.
    • Ihr Sicherungseinbehalt wird nach Eingang der Forderung an Sie zurücküberwiesen.
    • Sie haben eine gute Liquidität.
    • Ihre Bilanz wird verbessert.

    Jedoch birgt das Exportfactoring auch Nachteile:

    • Neben den Zinsen fallen Factoring- und Delkredereprovisionen an.
    • Durch den Abschluss eines Rahmenvertrags sind Sie an die Factoringgesellschaft längerfristig gebunden.
    • Forderungen können nur gesammelt verkauft werden – die Auswahl einzelner Forderungen ist nicht möglich.

    Was wird unter dem Bestellerkredit verstanden?

    Der Bestellerkredit und die damit verbundene Kreditgewährung sind an ein bestimmtes Exportgeschäft gebunden – daher spricht man von einem gebundenen Finanzkredit. Eine inländische Bank gewährt Ihrem Kunden, dem Importeur, einen direkten Kredit. Der Kredit dient der Finanzierung und Zahlung Ihres Exportgeschäftes.

    Das Besondere am Bestellerkredit ist, dass der Kredit direkt an den Importeur gewährt wird – die Wertstellung des Darlehens aber an Sie, den Exporteur, erfolgt. In den meisten Fällen wird ein Bestellerkredit zusätzlich durch eine Kreditversicherung der Euler Hermes abgedeckt. Die Deckung der Hermes erfolgt nur dann, wenn das Investitionsvorhaben als förderungswürdig eingestuft wird und es sich um Geschäfte handelt, die im Interesse der Bundesrepublik Deutschland liegen.

    Die Vor- und Nachteile vom Bestellerkredit

    Vorteile des BestellerkreditesNachteile des Bestellerkredites
    Höhere Liquidität
    Das wirtschaftliche Risiko und das Länderrisiko werden von der Bank getragen.
    Sie sind bei den Kreditverhandlungen mit dem Kunden außen vor.
    Sie entlasten Ihre Bilanz.
    Kein langes Zahlungsziel, Sie erhalten sofortige Auszahlung.
    Sie haften nur in Höhe des Hermes-Selbstbehalts.
    Höherer Bürokratieaufwand – z.B. bei der Abwicklung der Hermes-Kreditversicherung
    Bearbeitungsdauer kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen.
    Auch der Kunde hat einen höheren Verwaltungsaufwand.

    Ansprechpartner für Bestellerkredite

    Grundsätzlich können fast alle Banken Bestellerkredite gewähren, also auch Ihre Hausbank. Am häufigsten werden Bestellerkredite aber mit der AKA Bank und der Bankgruppe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abgewickelt.

    Was ist ein Lieferantenkredit?

    Als Exporteur räumen Sie dem Importeur ein Zahlungsziel ein. Müssen oder wollen Sie als Exporteur den Zeitraum bis zum Eingang der Zahlung Ihres Kunden oder aber den Zeitraum der Produktion überbrücken, können Sie dies durch einen Kredit finanzieren. Sie nehmen also für den „Lieferantenkredit“, den Sie Ihrem Kunden gewähren, sozusagen eine Refinanzierung vor. Die Abwicklung erfolgt über einen Kredit bei Ihrer Bank.

    Wie bei jedem Kredit fallen natürlich Zinsen an. Für den Kredit werden in der Regel Sicherheiten gefordert (wie z. B. die Abtretung der Ansprüche aus der Hermes-Deckung). Bei langfristigen Exportfinanzierungen haben Sie aber den Vorteil, schon kurzfristig über Liquidität verfügen zu können. Nutzen würde ich den Lieferantenkredit aber eher bei kleineren Geschäften, bei denen das Risiko für Sie überschaubar ist.

    Was bedeutet Forfaitierung?

    In der Praxis wird die Forfaitierung oft mit dem Factoring verwechselt. Aber die beiden grenzen sich klar voneinander ab. Im Gegensatz zum Factoring wird bei der Forfaitierung immer eine feste Forderung verkauft. Gearbeitet werden kann bei der Forfaitierung aber nur mit abstrakten Forderungen – Buchforderungen können nicht abgedeckt werden. Übliche Voraussetzungen sind auch die Forderung einer Bankgarantie des Importeurs oder einer Hermes-Deckung.

    Abstrakte und abtretbare Forderungen entstehen z. B. aus einem Akkreditiv- oder Wechselgeschäft. Mit dem Verkauf der Forderung treten Sie die Zahlungsansprüche an die Bank ab.

    Vor- und Nachteile der Forfaitierung

    Vorteile der ForfaitierungNachteile der Forfaitierung
    Sie können Ihren Kunden ein längeres Zahlungsziel einräumen.
    Die Forfaitierungsgesellschaft übernimmt die Inkassofunktion.
    Sie tragen kein Zahlungsrisiko.
    Auslandsrisiken können abgewälzt werden.
    Keine Kreditbelastung
    Sofortige Verfügbarkeit der Liquidität
    Keine Belastung der Bilanz
    Gute Kalkulationsbasis
    Nur abstrakte Forderungen können verkauft werden.
    Nicht für alle Länder ist die Forfaitierung möglich (Ablehnung bei
    risikoreichen Ländern).
    Wenn die Forfaitierung offengelegt wird, droht Reputationsverlust.
    Die Vorfinanzierung zur Produktion ist nicht möglich, da die Forderung erst nach erfolgter Lieferung verkauft werden kann.
    Die Forfaitierung ist schwieriger bei sehr
    hohen Forderungen und birgt einen erhöhten Verwaltungsaufwand.

    Was ist ein Exportleasing?

    Das Exportleasing ist für Sie interessant, wenn Sie mit Gütern der Investitionsgüterindustrie handeln. Das Exportleasing wird in der Praxis noch nicht so häufig angewendet, ist aber mehr und mehr auf dem Vormarsch. Als Exporteur verkaufen Sie Ihre Ware an ein inländisches Leasingunternehmen. Die Leasinggesellschaft verleast (vermietet) das Investitionsgut über einen bestimmten Zeitraum an den Importeur.

    Möglich ist diese Form der Exportfinanzierung nur, wenn auch der Importeur Interesse an einem Leasingvertrag hat. Das kann er z.B. schon bei der Angebotsanfrage bekundet haben oder Sie können Ihrem Kunden den Vorschlag unterbreiten. Nachteile für Sie als Exporteur können Sie durch die Vertragsgestaltung mit der Leasinggesellschaft weitestgehend ausschließen.

    Achten Sie darauf, dass die Leasinggesellschaft zur Abnahme der Ware verpflichtet ist – so schließen Sie Ihr Fabrikationsrisiko aus. Auch die Mängelgewährleistung sollte genau geregelt und vertraglich festgelegt werden.

    Wann eignet sich welche Form der Exportfinanzierung?

    Welche Form der Exportfinanzierung Sie wählen sollten, hängt immer von Ihrer individuellen Situation ab. Dazu sollten Sie die folgenden Fragen abwägen, um für sich zu klären, inwieweit und in welchem Maße die Absicherung Ihrer Forderung notwendig ist:

    • Wie hoch ist die Auftragssumme?
    • Über welchen Zeitraum wird sich der Auftrag erstrecken?
    • Welche Art Kundenbeziehung haben Sie? Handelt es sich um einen Neukunden oder haben Sie bereits vertrauensvoll mit dem Kunden zusammengearbeitet?
    • Ist eine Vorfinanzierung nötig?
    • Wie ist die Liquiditätslage Ihres Unternehmens?
    • Wie gestaltet sich die derzeitige Situation im Empfängerland? Macht dies eine zusätzliche Absicherung der Forderung notwendig

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